Alles, was Sie über Zahnpasta
wissen müssen

TextAlexandra Brechlin

Fluoride, Tenside und Enzyme: Nützlich ist nicht nur das, was eine Zahnpasta enthält, sondern manchmal gerade das, was sie nicht enthält.

Wer nach dem Zähneputzen ein seltsames Gefühl im Mund hat, sollte einmal darauf achten, was seine Zahnpasta enthält. Besonders, wenn man unter Mundtrockenheit, Irritationen der Schleimhäute oder sogar an Aphthen leidet. Fluorid ist drin, klar. Doch welches Fluorid genau? Enthalten sind auch Reinigungs- und Schäumungsmittel, aber welche?

Die Fluoride

Die Wissenschaft ist sich in diesem Punkt einig: Fluoride sind ein wirksamer Kariesschutz. Fluoride härten und remineralisieren den Zahnschmelz und wirken sogar antibakteriell. Doch in der Frage, ob Aminfluorid dem Natriumfluorid vorzuziehen sei, ist es mit dem Konsens vorbei.

Natriumfluorid ist eine ionische Verbindung, die durch Reaktion des Spurenelements Fluor mit Natrium entsteht; genau wie Kochsalz, das ebenfalls durch eine Reaktion mit Natrium entsteht, einfach mit Chlor statt Fluor. Aminfluoride hingegen entstehen durch die sogenannte Hydrofluoridierung von Aminen, die wiederum aus tierischen Fetten gewonnen werden. Natriumfluorid und Aminfluoride werden zur Kariesprophylaxe eingesetzt. Natriumfluorid ist ein in der Natur vorkommendes Fluorid und bietet eine vergleichbare Fluorid-Verfügbarkeit wie Aminfluorid.

Aminfluorid ist eine Erfolgsgeschichte, und wer nicht von Reizungen der Mundschleimhaut oder von Aphthen betroffen ist, hat sicherlich keinen Grund, auf aminfluoridhaltige Zahnpasten zu verzichten. Nicht, dass Aminfluorid die Ursache von Mundschleimhautreizungen oder Aphthen wäre; in den geringen Dosierungen, wie sie in Zahnpasten vorkommen, kann das kaum der Fall sein. Jedoch kann Aminfluorid durchaus als ein möglicher Faktor in Frage kommen. Denn erstens erzeugen Aminfluoride ein leicht saures Milieu, was schleimhautreizend wirken kann. Und zweitens wirken Aminfluoride auch als Reinigungs- und Schäumungsmittel (Detergentien). Detergentien sind meistens schleimhautreizend.

Wer also zu Schleimhautreizungen und sogar zu Aphthenbildung neigt, kann gut beraten sein, seine Mundschleimhaut zu schonen und eine Zahnpasta mit Natriumfluorid zu wählen. Denn Natriumfluorid wirkt nicht als Säure; außerdem ist es natürlichen Ursprungs und verfügt über gleichermaßen gute Kariesschutzeigenschaften wie Aminfluorid. Der Unterschied: Natriumfluorid steht nicht im Verdacht, die Schleimhaut zu reizen oder die Bildung von Aphthen zu fördern.

 

Reinigungs- und Schäumingsmittel: Aggressives SLS

Wer kennt sie nicht, die trockene Haut nach dem Gebrauch von gewissen Shampoos? Sodium Lauryl Sulfate (SLS) ist ein hochwirksames Reinigungs- und Schäumungsmittel (Tensid) in Shampoos und Zahnpasten.

Dieses SLS entfettet jedoch auf sehr starke Weise und greift dadurch die Lecithin-Schicht der Zellen an. Im schlimmsten Fall sterben die Zellen ab, weil sie nicht mehr durch diese Lecithin-Schicht geschützt sind. Im weniger schlimmen Fall kommt es zu Irritationen von Haut und Schleimhaut. Auch der Zusammenhang zwischen der Bildung von Aphthen und SLS ist erwiesen.

Eine Studie kam sogar zum Schluss, dass SLS-haltige Zahnpasten als stark reizend zu kategorisieren seien. Versuche mit Hühnereiern zeigen, dass in Zellmembranen eingelagertes SLS zum Zelltod führt. Weitere Studien zeigen den Zusammenhang zwischen SLS und Zahnfleischbluten sowie der Förderung von Aphthen. Wie immer macht auch hier die Dosis das Gift. Studien zeigen, dass SLS in Konzentrationen unter 2 Prozent als unbedenklich gelten kann. Aber warum ein Risiko eingehen, wenn es nicht nötig ist?

Bei dieser Entfettung durch SLS, übrigens, kommt es auch zu einer Austrocknung, bemerkbar an diesem etwas unangenehmen Gefühl nach dem Zähneputzen.

 

Tenside: Was tun?

Auch hier gilt: Wer keine Probleme hat, muss nichts ändern. Mit Recht: Selbst das strengste Gesundheitsamt der Welt, die U.S. Food and Drug Administration (FDA), hält SLS in Konzentrationen, wie sie in Zahnpasten vorkommen, für unbedenklich. Doch wer sich einfach fragt, warum umstrittene Stoffe in egal welcher Konzentration überhaupt eingesetzt werden, mag einmal eine SLS-freie Zahnpasta ausprobieren. Und wer sogar unter Schleimhautreizungen oder Aphthen leidet, mag vielleicht besser nur möglichst milde und möglichst unschädliche Produkte verwenden.

Denn für SLS gibt es eine Große Auswahl an geeigneten Ersatz-Stoffen: Statt SLS, das aus der Behandlung von Fettalkoholen mit Schwefelsäure entsteht, kommt beispielsweise das Tensid Steareth-30 zum Einsatz. Es entsteht aus der schonenden Behandlung von Stearylalkohol mit Ethylenoxid und weist eine ausreichend hohe Reinigungsleistung aus, ohne dass jedoch Schäden an der Mundschleimhaut, Zahnfleischbluten oder die Bildung von Aphthen riskiert werden müssten.

Dass mit diesen sanften Tensiden übrigens nicht so viel Schaum gebildet wird, hat einen wichtigen Vorteil, denn das unterstützt die hydrodynamische Wirkung von Schallzahnbürsten. Zu viel Schaum nämlich schränkt den hydrodynamischen Effekt von Schallzahnbürsten ein.

 

Schützende Enzyme

Ein wichtiger Faktor des oralen Abwehrsystems ist die bakterienhemmende Wirkung des Speichels – und diese Wirkung kann sogar verbessert werden. Werden nämlich der Zahnpasta diejenigen Enzyme beigesetzt, die natürlicherweise schon im Speichel vorhanden sind, verstärkt sich dieser natürliche Speichelschutz: weniger Plaque, weniger Zahnstein, natürliche Remineralisierung.

Enzyme sind Proteine (Eiweiße), die im menschlichen Körper zahlreiche biochemische Reaktionen beschleunigen. Die Zahnpasta „Enzycal“ beispielsweise enthält die Enzyme Amyloglucosidase, Glucoseoxidase und Lactoperoxidase, die natürlicherweise schon im Speichel vorkommen. Diese Enzyme helfen, die Bildung von Zahnbelag, also Plaque, und damit Zahnfleischentzündungen zu reduzieren.

Außerdem sind die Enzyme in der Lage, oxidativen Stress abzubauen. Auf diese Weise werden wichtige Schutzfunktionen des Speichels unterstützt, die natürliche Mundflora gefördert, schädliche Bakterien werden ferngehalten.

 

Übrigens: Gegen Mundgeruch hilft Zahnpasta schon gar nicht. Sie überdeckt ihn nur. Da hilft nur eines: richtig putzen.

 

Foto © ADragan/Shutterstock