Aligner Therapie - Gerade Zähne ohne feste Zahnspange

TextAlexandra Brechlin

Wenn Zähne aus der Reihe tanzen, hat bisher nur eines geholfen: eine unschöne Zahnspange. Mit der Aligner-Therapie geht es auch anders!

Ein strahlendes Lächeln macht selbstbewusst und sorgt für ein gutes Körpergefühl. Laut einer Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag von Align Technology gehören für Menschen zwischen 14 und 29 Jahren ebenmäßige Zähne unbedingt zu einem attraktiven Aussehen dazu. Leider ist der Weg dahin mit Zahnspangen und Co. häufig nicht sonderlich ansehnlich. Eine Lösung dafür kann die Aligner-Therapie sein. Mit diesen nahezu unsichtbaren Schienen können Zähne nämlich genauso wirkungsvoll korrigiert werden. „Aligner sind eine tolle Alternative zu herkömmlichen Zahnspangen“, so Dr. Peter Schicker, Kieferorthopäde aus Bergisch Gladbach. „Neben den ästhetischen Aspekten lassen sich die Aligner problemlos in die alltäglichen Lebensgewohnheiten integrieren und sind für die Behandlung sowohl von Kindern als auch Erwachsenen geeignet.“

Die Digitalisierung der Zahnmedizin

Seit März 1997 ist das Aligner-System „Invisalign“ bereits auf dem Markt. Es wurde von dem US-amerikanischen Unternehmen Align Technology in Kooperation mit führenden Zahnmedizinern gegründet, die sich auf die Zahnbehandlung mit transparenten Kunststoffschienen spezialisiert haben. „Transparente Schienen gab es zwar schon lange vor 1997, zum Beispiel als sogenannte Knirschschienen für die Nacht, aber erst mit Beginn der Digitalisierung der Zahnmedizin wurde es möglich, die Kunststoffschienen so präzise werden zu lassen, dass sie auch Zahnfehlstellungenbehebenkönnen“,erklärtDr.Schicker. Mittlerweile werden mehr als 5,5 Millionen Patienten weltweit mit den Alignern behandelt, untern ihnen allein 1,3 Millionen Teenager. In Europa wird das System seit 2001 angeboten.

Wie funktioniert die Aligner-Therapie?

Im Rahmen eines ersten Beratungstermins beim Kieferorthopäden werden die Zähne umfassend untersucht und gescannt. Dabei wird ein speziell entwickelter Intraoralscanner verwendet, der die Zähne digital abformt, sodass sich exakt feststellen lässt, ob der Zahn- stand eine Behandlung mit Alignern erlaubt. Der klassische Zahnabdruck, den man noch von früher kennt, wird damit für Ärzte und Patienten überflüssig. Anhand des digitalen 3-D-Bildes lässt sich ein konkreter Behandlungsplan erstellen und die Behandlung des Gebisses genau verfolgen.
In dem virtuellen Modell können Arzt und Patient die voraussichtlichen Behandlungsschritte nachvollziehen – von der Ausgangsposition der Zähne bis hin zur gewünschten Endposition.
Im nächsten Schritt werden dann die individuellen Aligner-Sets angefertigt, die nach und nach dafür sorgen, dass sich die Zähne sanft und mit beständiger Kraft in die gewünschte Richtung bewegen. „Der Kieferorthopäde oder Zahnarzt programmiert dabei am Computer eigenständig die verschiedenen Aligner für die unterschiedlichen Behandlungsphasen“, sagt Dr. Peter Schicker. Er betont, wie wichtig es sei, diese Anpassung bei einem ausgebildeten Facharzt vorzunehmen. „Nur so können etwaige Behandlungsfehler – und im schlimmsten Fall noch schiefere Zähne – ausgeschlossen werden.“ Auf Basis des erstellten Be- handlungsplans werden die entsprechenden Aligner dann aus einem speziell entwickelten thermoplastischen Material produziert.

Intelligente Technik für den Behandlungserfolg

„Durch die Digitalisierung des menschlichen Gebisses haben wir ein neues Zeitalter der Zahnregulierung erreicht. Die Aligner-Therapie ist eine sehr innovative Technik, die es uns Ärzten ermöglicht, eine besonders moderne und gleichzeitig sanfte Zahnbehandlung an- zubieten“, erklärt Dr. Schicker. Behandlungsdauer und Behandlungskosten werden stets individuell und im Vorfeld des Behandlungsbeginns festgelegt. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen die Aligner-Therapie bisher leider noch nicht.

Das Einsetzen des ersten Aligner-Sets erfolgt durch den behandelnden Arzt, der den Patienten auch über die genaue Nutzung der Zahnschienen aufklärt. Darauf folgt dann der selbstständige Aligner-Wechsel nach Behandlungsplan – meist in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen, je nach Empfehlung des Arztes. Dazu kommen regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt, bis das finale Ergebnis erreicht ist. Generell können mit dem System vielfältige Zahnfehlstellungen – von kleineren Zahnbewegungen bis hin zu komplexen Malokklusionen – korrigiert werden. Und das nicht nur bei Fehlstellungen im Frontzahnbereich, sondern auch im kompletten Ober- und Unterkiefer: Eng- und Lückenstand, Kreuz-, Tief- und Unterbiss.
„Alles, was eine feste Zahnspange kann, kann man auch problemlos mit der Aligner-Therapie erzielen“, so Dr. Peter Schicker. „Wichtig ist nur, zu einem richtigen Experten, in diesem Fall einem Kieferorthopäden, zu gehen.“ Ähnlich wie bei einer Behandlung mit einer herkömmlichen Zahnspange sollten auch die Aligner möglichst den ganzen Tag und die ganze Nacht – mindestens jedoch 22 Stunden täglich – getragen werden, damit das Ergebnis wunschgemäß ist. Nur vor dem Essen und für die Mundhygiene sollten sie natürlich herausgenommen werden.
Auf bestimmte Speisen oder Getränke muss in der Zeit der Behandlung übrigens nicht verzichtet werden, ganz anders als bei festsitzenden Brackets. Auch die Zahnpflege ist viel unproblematischer als bei festen Modellen.
Und das Beste: Im Gegensatz zur Zahnspange fallen die durchsichtigen Kunststoffschienen kaum auf. Das macht das Tragen um einiges leichter und auch diskreter. Dieser Umstand ist insbesondere für Erwachsene, die im Berufsleben stehen, ein großer Pluspunkt, denn die unauffälligen Aligner lassen sich ohne Probleme im Arbeitsalltag tragen. Auch das macht diese Technik immer beliebter.

Zahnkorrekturen Online?

Inzwischen springen immer mehr Firmen auf den neuen Trend auf. Bei einigen werden die Schienen einfach nach einem Erstbesuch bei einem Zahnarzt online be- stellt. Danach kann der Patient die Behandlung relativ selbstständig zu Hause durchführen. Der Gedanke hier: Wenn die Kunststoffschienen ohnehin digital am PC erfasst und programmiert werden, muss der Patient nicht alle zwei oder drei Wochen zur Kontrolle in eine Zahnarztpraxis kommen. Doch was praktisch und einfach klingt, halten Kieferorthopäden wie Dr. Schicker unter Umständen für gefährlich: „Ein Computer kann selbst mit all seinen neuen technischen Möglichkeiten keine unvorhergesehen Änderungen berücksichtigen. Wenn es zum Beispiel zu einer unvorhergesehenen Gewebereaktion kommen sollte, kann es ohne die direkte Betreuung durch einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden zu erheblichen Problemen gerade am Kiefergelenk kommen. Ganz ohne menschliches Zutun, im Sinne von regelmäßigen Kontrollen der Entwicklung des Behandlungserfolgs bei einem ausgebildeten Arzt, kommt auch die fortschrittlichste Technologie nicht aus.“ Und er fügt hinzu: „Über die ausgewählte Methode sollte sich jeder Patient deshalb genauestens vorab informieren.“

Ein zertifizierter Kieferorthopäde untersucht in der Praxis umfassend das Gebiss und bewertet jeden Fall individuell. Hier wird nicht nur der Kiefer, sondern auch die Zahnstruktur sowie der gesamte Knochen erfasst. Denn, so Dr. Schicker, und das darf man nicht vergessen: „Jedes Gebiss ist einzigartig und so unterschiedlich wie jeder Mensch auch. Ein Kieferorthopäde, der Knochen und Zähne jahrelang studiert hat, ist bei einer Zahnkorrektur sehr wichtig und eigentlich nicht zu ersetzen.“

Inzwischen gibt es circa 136.000 von Invisalign geschulte Anbieter und Ärzte, die das Aligner-System anbieten. Denn auch wenn die Kunststoffschienen in Deutschland noch nicht so bekannt sind, erweitert Invisalign hierzulande ständig sein Netzwerk zertifizierter Zahnärzte und Kieferorthopäden.